Was ist Pilates?
11. März 2021
Pilates, oder die Pilates-Methode, ist ein von Joseph Hubertus Pilates (1883-1967) entwickeltes ganzheitliches Körpertraining, welches von ihm selbst „Contrology“ genannt wurde. Auch wenn es die Muskulatur des gesamten Körpers trainiert, liegt der Schwerpunkt dieser Methode auf der Kräftigung der tief liegenden stabilisierenden Rumpfmuskulatur. Ein stabiles Körperzentrum, genannt „Power-House“, welches für eine korrekte und gesunde Körperhaltung essentiell ist, soll durch das Pilates-Training primär erarbeitet werden.
Das Pilates-Training umfasst neben Kräftigungsübungen auch Dehn- und Widerstandsübungen, und legt zudem besonderen Wert auf eine bewusste, tiefe und effektive Atmung. Die Übungen führen zu einer Steigerung der allgemeinen Bewegungsqualität und der eigenen Körperwahrnehmung, da alle Bewegungen langsam, fließend und bewusst ausgeführt werden. Dadurch gilt das Pilates-Training als vergleichsweise gelenkschonend und kann bedingt auch in der Rehabilitation angewendet werden. Der hohe Grad an Aufmerksamkeit, der für die korrekte Ausführung der Übungen notwendig ist, reduziert außerdem Stress und sorgt für Entspannung.
Pilates-Training kann in speziellen Pilates-Studios auch an von Joseph Pilates selbst entwickelten Trainingsgeräten wie dem „Reformer“ oder dem „Cadillac“ durchgeführt werden. Weit verbreitet ist jedoch das Pilates-Mattentrainingsprogramm, wo ausschließlich mit dem eigenen Körpergewicht gearbeitet wird. Gegebenenfalls können die Übungen durch den Einsatz von Kleingeräten wie Pilates-Circles, Pilates-Rollen, Redondo-Bällen, Pezzi-Bällen oder Thera-Bändern erweitert werden.
Contrology
Joseph Hubertus Pilates schrieb während seines Lebens zwei Bücher. 1934 veröffentlichte er “Your Health”. In dieser Schrift thematisierte er die zahlreichen körperlichen Unzulänglichkeiten seiner Klienten, deren Ursachen, sowie deren mögliche Korrektur durch seine Trainingsprinzipien. Neben allgemeinen Hygiene- und Erziehungsvorschlägen, anatomischen Überlegungen und Atemtechniken, stellte er hier auch einige seiner Trainingsgeräte, Sessel und Betten vor, welche eine gesunde Lebensweise begünstigen sollten. 1945 erschien “Return To Life Through Contrology”. Hier findet man neben einer Erläuterung seiner Trainingsphilosophie auch die 34 Originalübungen des Mattenprogramms abgebildet, die er selbst vorführte.
Der Text macht schnell deutlich, dass es sich bei Contrology nicht nur um eine rein physische Trainingsmethode handelt. Contrology steht, laut Joseph Pilates, für die vollkommene Koordination von Körper, Geist und Seele. Zunächst zielt das Training auf die vollständige Kontrolle über den gesamten Körper ab. Diese Kontrolle kann nur durch eine entsprechende Steuerung der Aufmerksamkeit und Konzentration erlangt werden. „Um Bewegungen sanft und fließend durchführen zu können, musst du dich in jedem Moment auf jeden einzelnen Part, jeden Muskel deines Körpers konzentrieren. Nur so gelingt es, die Kontrolle über jeden Aspekt eines jeden Trainingsmoments zu erlangen.“ Das Training entwickelt den Körper gleichmäßig, korrigiert Fehlhaltungen, stellt die körperliche Vitalität wieder her, belebt den Geist und erhebt die Seele.
Eines der Hauptresultate von Contrology ist die vollständige Kontrolle des Körpers durch die mentale Beherrschung jeder Bewegung. Die Muskulatur soll dem Willen gehorchen und nicht von unterbewussten Reflexen dominiert werden. Contrology beginnt also mit der Kontrolle des Geistes über die Muskulatur. Durch die Wiedererweckung tausender normalerweise inaktiver Muskelzellen werden auch im Gehirn neue neuronale Verbindungen hergestellt, woraus nicht nur eine Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens resultiert, sondern auch eine Verbesserung der mentalen Fähigkeiten beobachtet werden kann. Ein regelmäßiges Training nach der Pilates-Methode kann dazu führen, sowohl die Verantwortung für den eigenen Körper, als auch für die allgemeine Lebensgestaltung wieder selbst zu übernehmen.
„Nach zehn Sessions wirst du den Unterschied spüren. Nach zwanzig wirst du ihn sehen. Und nach dreißig wirst du einen komplett neuen Körper haben.”
Die Pilates-Prinzipien
Joseph Pilates verstarb 1967 und erlebte die weltweite Verbreitung seiner Methode selbst nicht mehr. Nachdem seine Frau Clara das Studio nach seinem Ableben weitergeführt hatte, und die beiden zahlreiche Trainer ausgebildet hatten, waren es diese Schüler wie Romana Kryzanowska, Ron Fletcher, Carola Trier, Kathy Grant und Mary Bowen, die schließlich die Popularisierung der Pilates-Methode seit den 70er Jahren ins Rollen brachten.
Die Pilates-Prinzipien wurden das erste Mal 1980 in dem Buch „The Pilates Method of Physical and Mental Conditioning“ von Philip Friedman & Gail Eisen erwähnt und haben sich seitdem in der einschlägigen Literatur durchgesetzt.
Die ursprünglichen sechs Prinzipien lauten:
- Zentrierung
- Atmung
- Kontrolle
- Präzision
- Bewegungsfluss
- Konzentration
Unsere Ausbildungen und Fortbildungen im Bereich Pilates:
Bildnachweis: fizkes (stock.adobe.com)